Bilder

Alfred Bradler versteht seine Bilder als "Lebensäußerungen", mit denen er den Betrachter aufbauen und nicht abstoßen möchte: "Warum die Zerstörung zeigen, man sieht sie ja. Ich möchte ein Pendant schaffen, durch den Gegensatz zum Denken anregen.“ 

Der Läufer, Öl auf Leinwand
Der Läufer, Öl auf Leinwand
Der König, Öl auf Leinwand
Der König, Öl auf Leinwand
Stele, Öl auf Leinwand
Stele, Öl auf Leinwand

Nicht grundlos ist er, der Maler, daher als "Geschichtenerzähler" charakterisiert worden. Die Inhalte seiner "Lebensäußerungen" stehen in engem Zusammenhang mit dem Format der Bilder. Für Bradler sind seine kleinformatigen Arbeiten "Kurzgeschichten“, deren inhaltliche Aussage komprimierter, auf das Wesentliche reduziert ist. Daher lässt sich der Bildaufbau seiner kleinformatigen Arbeiten auch nicht auf größere Formate übertragen. Diese Unterscheidung ist jedoch rein formal und hat nichts mit der Bedeutung des Erzählten zu tun. Die größeren Formate sind als Erzählungen zu verstehen. Der Erzählcharakter seiner Bilder ist aber nicht allein von dem gewählten Format abhängig, sondern in gleichem Maße von der jeweiligen Formfindung. 

Betrachtet man die Bilder Alfred Bradlers genauer, so wird seine künstlerische Entwicklung deutlich: Als Konstante seines künstlerischen Schaffens findet man die Verbindung von Phantasie, spielerischer Kreativität und handwerklicher Präzision. Letzteres zeigt sich durch den strengen Bildaufbau und durch seine Maltechnik, halblasierende Ölmalerei auf saugendem Grund. Diese Technik erfordert äußerste Präzision, da nachträgliche Verbesserungen kaum mehr möglich sind. 

Gleichzeitig wirken diese Bilder beruhigend auf den Betrachter. Viel Humor und Phantasie geben ihnen auf den ersten Blick etwas freundliches, harmonisches. Dieser Eindruck wird aber bei näherem Hinsehen sofort wieder in Frage gestellt. Durch eine messerscharfe Ironie sind seine Arbeiten alles andere als harmlos. Sie veranlassen den Betrachter, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dieser scheinbare Gegensatz lässt seine Bilder von der Malerei her real, von der Bildaussage fast wie einen Traum erscheinen. Neben diesen Konstanten ist die wesentliche Veränderung in seinen Arbeiten im Erzählcharakter und in der Formgebung zu finden. Die früheren wie die heutigen Bilder sind gegenständlich. 

Verändert hat sich aber die Prägnanz des Gegenständlichen. Sind die früheren Arbeiten in ihrer Gegenständlichkeit zwingender, so hat Bradler bei den heutigen Arbeiten, sowohl was die Eindeutigkeit des Dargestellten als auch was den erzählerischen Zusammenhang anbelangt, einen Schritt hin zur Abstraktion gemacht. Bei den früheren Arbeiten scheint Bradler dem Betrachter weniger zuzutrauen; es sieht so aus, als ob er seine Bilder erklären wollte. 

Die Veränderungen zeigen die zunehmende Befreiung von stilistischen Einflüssen und die dadurch stetig wachsende Selbständigkeit seiner Bilder. Bei den frühesten hier abgebildeten Arbeiten zeigt die Bildwelt Alfred Bradlers dem Betrachter eindeutig identifizierbare Dinge, die erstaunliche Beziehungen eingehen und dadurch das Bildgeschehen surreal wirken lassen. 

Alpine Aspekte, Blauer Berg, Öl auf Leinwand
Alpine Aspekte, Blauer Berg, Öl auf Leinwand
Alpine Aspekte - Roter Berg, Öl auf Leinwand
Alpine Aspekte - Roter Berg, Öl auf Leinwand
Raps 1, Öl auf Leinwand
Raps 1, Öl auf Leinwand

Raps 2, Öl auf Leinwand
Raps 2, Öl auf Leinwand
Viel Wasser, Öl auf Leinwand
Viel Wasser, Öl auf Leinwand
Raps 3, Öl auf Leinwand
Raps 3, Öl auf Leinwand

Der Erzählcharakter ist zeitlich bestimmt, das heißt, die aufeinander Bezug nehmenden Bildgegenstände lassen den Betrachter ein Nacheinander, eine Schlussfolgerung der möglichen Geschehnisse erahnen oder einen Bewegungsablauf logisch zu Ende denken. Dies wird bei den Bildern aus der Reihe „Drahtseilakte“ besonders anschaulich. Der Stil ist graphisch und wird durch die Linie und Farbe dominiert. Umrisszeichnungen ohne Binnenzeichnungen und Farbflächen, die monochrom gehalten sind, artikulieren die Bildgegenstände. Die Linie gibt die Form vor. Die Form wird einmal geometrisch als Farbfläche von Rechteck und Quadrat formuliert, zum anderen figürlich, zum Beispiel als Frauenkörper. Dabei wird die Farbe und die Form in unterschiedlicher Weise kombiniert: einmal setzt er die Farbe flächig ein, zum anderen modulierend, zur punktuellen Hervorhebung zum Beispiel bestimmter Körperteile. Wesentliche Gestaltungselemente sind die Wiederholung und die Wiederaufnahme von Form und Farbe in einem anderen Zusammenhang. So verwendet er die Farbe blau in der Arbeit „Drahtseilakte 1“ sowohl für die geometrische Form, für die Umrisszeichnung, als auch für die Akzentuierung gewisser Körperteile der Figur. Gleichzeitig nimmt er die Formgebung am unteren Bildrand, die gelben und blauen kleinen Rechtecke, als Gestaltungselemente für den Kopf der Figur wieder auf. Diese Art der Farb- und Formwiederholung lässt eine genauestens durchdachte Komposition erkennen. 

Auszug aus dem Buch: "Alfred Bradler, Bilder", Dr. Brigitte Lamberts, Kunsthistorikerin, Edition Art Aurea, Ebner Verlag GmbH & Co. KG, Ulm, 1992, ISBN 3-87188-191-0

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